Heidelbeere, Blaubeere, Schwarzbeere, Mollbeere, Wildbeere, Bickbeere, Zeckbeere, Moosbeere oder auch Heubeere genannt. Die kleine aber feine Frucht ist unter etlichen Namen bekannt.
Seit einiger Zeit wir Sie auch zu den Superfoods gezählt oder gerne das blaue Wunder genannt.
Im folgenden Artikel erfahren Sie, was das für ihre persönliche Gesundheit bedeuten kann.

Geschrieben von: Dr. Wilhelmina Kalt, Agriculture and Agri-Food Canada, Kentville, Nova Scotia, Canada B4N1J5, kaltw@agr.gc.ca

„Seitdem ihr möglicher Gesundheitswert bekannt wurde sind Heidelbeeren in das lebhafte Interesse von Ernährungswis­senschaftlern und Verbrauchern gerückt. Verschiedene wissenschaftliche Beweise legen nahe, dass Heidelbeerinhaltsstoffe unseren Körper effektiv vor oxidativem Stress schützen können sowie auch vor anderen Faktoren, die für die Entstehung von Krankheiten und altersbedingten Be­schwerden verantwortlich sind [Oxidati­ver Stress: menschliche Zellen reagieren mit Sauerstoff oder freien Radikalen, diese Oxidation führt zur Zellalterung]. Den Ursprung des Interesses an ge­sundheitsfördernden Eigenschaften der Blaubeere setzten zahlreiche Studien mit repräsentativen Bevölkerungsgruppen, an denen die Ernährungsgewohnheiten und das Auftreten bestimmter Krankhei­ten durchleuchtet wurden.

Diese epidemiologischen Forschun­gen ergaben, dass Bevölkerungs­gruppen mit einem hohen Obst- und Gemüseanteil in der Ernährung tat­sächlich ein geringeres Risiko tragen, an Herzerkrankungen oder verschie­denen Krebsarten zu erkranken.

Diese Beobachtung löste eine gewaltige Welle von Forschungsprojekten aus, die alle das Ziel hatten herauszufinden, auf welche Weise Inhaltsstoffe von Obst und Gemüse, also auch die der Heidelbeere, im menschlichen Körper das Krankheitsrisiko senken können.

Seitdem der Gesundheitswert von Obst und Gemüse mehr und mehr in das Be­wusstsein von gleichermaßen Konsumen­ten und öffentlichem Gesundheitswesen gerückt ist, ist man begierig, diese Er­kenntnisse zur Stärkung der eigenen oder der allgemeinen Gesundheit einzusetzen. Wie noch nie zuvor leidet die westliche Gesellschaft heute an gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die ganz offensicht­lich falschen Ernährungsgewohnheiten zugeordnet werden können. Solche Ernährungsbedingten Erkrankun­gen sind unter Anderem: Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck, Diabetes Typ II, Übergewicht. Die genannten Krankheiten stellen eine ernorme Belastung dar für das Öffentliche Gesundheitssystem, das gleichzeitig vor der zunehmend schwierigen Aufgabe steht, die Fürsorge für eine immer älter werdende Bevölkerung sicherzustellen.

Wie also schützen Obst und Gemüse vor Krankheiten? Obst und Gemüse sind wichtige Quellen pflanzlicher Ballaststof­fe. Ballaststoffe werden mit niedrigem Cholesterinspiegel und einem geringeren Darmkrebsrisiko in Verbindung gebracht. Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten au­ßerdem so genannte „essentielle [lebens­notwendige] Nährstoffe“, zu denen Vita­mine und Mineralstoffe gehören. Fehlten diese Nährstoffe in unserer Ernährung, so wären wir bestimmten Krankheiten schutzlos ausgeliefert. So schützt zum Beispiel Vitamin C vor Skorbut, Folsäure verhindert Schäden am Nervensystem und Vitamin A bewahrt uns vor dem Erblin­den. Das USDA [United States Depart­ment of Agriculture, US Amerikanisches Landwirtschaftsministerium] stellt im Internet eine Übersicht von Inhaltsstoffen unserer handelsüblichen Nahrungsmittel bereit, darunter auch Heidelbeeren. Diese Datensammlung und weitere Links zum Thema sind sehr nützliche Quellen an In­formationen für Ernährungs- und Gesund­heitsbewusste [wvvvvars.usda.gov].

Außer den oben beschriebenen essentiellen Nährstoffen enthalten Obst und Gemüse aber noch eine enorme Vielfalt „sekundärer Pflanzenstoffe“ [engl.: phytochemicals, gr: phyto = Pflanze]. Gerade diese Inhaltstoffe sind wegen ihrer potentiell bemerkenswer­ten Rolle für die menschliche Gesundheit besonders ins Zentrum des Interesses ge­rückt. Hier ist die Gruppe der Polyphenole hervorzuheben, die für die gesunden Ei­genschaften der Blaubeere verantwortlich gemacht wird [Polyphenole kommen in zahlreichen Pflanzen vor Als Farbstoffe, Geschmacksstoffe und Gerbsäuren dienen sie den Pflanzen zur Abwehr von Fraßfeinden oder zum Anlocken von Insekten für die Bestäubung].

Heidelbeer-Polyphenole. Verglichen mit anderen Obst- und Gemüsearten, weisen Heidelbeeren große Mengen und eine brei­te Vielfalt von Polyphenolen auf, sowohl flavonoide als auch nicht-flavonoide Typen [Flavonoide: Untergruppe der Polyphenole, natürliche Farbstoffe]. Es sind insbesondere die flavonoiden Polyphenole, mit de­nen der Gesundheitswert in Verbindung gebracht wird. Eine wichtige Gruppe in­nerhalb der Flavonoiden sind die Antho­cyane [gr: cyan = blau], darunter versteht man Farbpigmente, die den Blaubeeren zum Beispiel ihre intensive blaue Färbung geben. Anthocyane sind aber auch ver­antwortlich für rote, gelbe, violette oder orange Färbungen in allen Obst- und Ge­müsearten und Blumen. Sicherer Indikator für den Anthocyan-Gehalt einer Frucht ist immer die Farbintensität ihres gepressten Saftes. Reiner Heidelbeersaft hat eine be­sonders intensive dunkelblaue Farbe.

Aktueller Wissensstand zur Rolle von Heidelbeeren in der menschli­chen Gesundheit.

Die folgende kurze Zusammenfassung konzentriert sich auf in vivo Studien zum Thema „Blaubeeren und Gesundheit“. Studien in vivo werden ,am lebenden Sys­tem‘ durchgeführt, d. h. in Form von Tier­versuchen, teilweise auch an Menschen. Die Testpersonen oder Tiere erhalten über einen Zeitraum eine definierte Dosis des zu untersuchenden Nahrungsmittels (in diesem Falle Heidelbeeren). Danach werden verschiedene Gesundheits- bzw. Krank­heitsparameter gemessen.

Im Gegensatz zu dieser Art Studien kön­nen auch in vitro-Versuche angestellt wer­den, also ,im Reagenzglas‘. Dabei erfolgt keine Zufuhr von Nahrungsmitteln. In vitro -Studien untersuchen vielmehr den Effekt der zu erforschenden Stoffe auf die Zuga­be von biochemischen Reagenzien, wo­durch ein bestimmter Gesundheitszustand simuliert werden soll.

Bedeutendere Beweise für den Gesund­heitsfördernden Effekt von Blaubeeren liefern die in vivo-Studien. Oftmals werden sie aber noch durch Erkenntnisse aus ent­sprechenden in vitro-Versuchen komplet­tiert und untermauert. In vitro-Resultate allein sind für den Nachweis eines Ge­sundheitswertes nicht ausreichend.

Wichtigstes Arbeitsfeld zahlreicher in vivo­Studien mit Blaubeeren und Lebewesen ist die Neuromedizin, hier speziell die Forschung der Hirnalterung. Im Labor von Dr. James Joseph an der Tufts University hat man ausgewählte biochemische Ver­änderungen und Verhaltensmuster von Ratten während ihres Alterungsprozesses ausführlich untersucht. Dr. Joseph fand heraus, dass bei Ratten, die im Verlauf ih­res Älterwerdens mit Blaubeeren gefüttert wurden, die Abnahme des Erinnerungs­vermögens, der Bewegungsfähigkeit und Agilität deutlich schwächer ausfiel als bei Kontrolltieren, die keine Blaubeeren als Nahrungsergänzung erhalten hatten.

In einer Folgestudie benutzte Dr. Joseph bereits ältere Ratten, deren Gehirnfunktio­nen denen eines 70-jährigen Menschen ent­sprachen. Die Tiere wiesen bereits deutliche Beeinträchtigungen im Erkennen und in der Beweglichkeit auf. Interessanterweise fand man heraus, dass diese Ratten, die bereits an altersbedingtem Verlust von Motorik und Gedächtnis litten, diese Fähigkeiten teilweise wiedererlangten, nachdem sie eine 2-monatige Blaubeer-Diät erhalten hatten. Außerdem scheinen die Polyphenole in Blaubeeren die Neubildung von Gehirnzel­len zu stimulieren (siehe hierzu Referenz 2.) Die Resultate aus den Versuchsreihen lassen den Rückschluss zu, dass Polyphenole aus Heidelbeeren in der Lage sind, Entzündungen zu vermindern, die für das altersbedingte Nachlassen der Gehirnfunktion verantwort­lich sind. Die potentiell entzündungshem­mende Eigenschaft der Heidelbeere könnte eine wichtige Rolle spielen, da diese Art Ent­zündungen als Ursache der Gehirnschäden bei der Alzheimerkrankheit gelten.

In einer weiteren Studie arbeitete man da­her mit Mäusen, die durch genetische Ma­nipulation an Alzheimer erkrankt waren. Die Gruppe, die Heidelbeeren als Nahrungs­ergänzung erhielt, zeigte eine bessere kog­nitive Leistung in einem Test, in dem die Mäuse ein Y-Maze bewältigen sollten [siehe Bild unten]. Zusammenhängend mit den in vivo-Fütterungsstudien an Ratten und Mäu­sen betrachtet, lieferten in vitro-Studien zu biochemischen Indikatoren von Gehirnzel­lenaktivitäten weitere Beweise dafür, dass Heidelbeeren einen schützenden Effekt auf altersbedingt nachlassende Gehirntätigkeit haben. Demnach soll eine Nahrungsergän­zung mit Heidelbeeren helfen, die Folgen eines Gehirnschlages zu dezimieren. Dieses zeigt die Studie von Sweeny et al. (2002, siehe hierzu 3.). Ratten, die mit einer durch Heidelbeeren angereicherten Nahrung ge­füttert wurden, setzte man einem leichten operativ verursachten Blutverlust einer Ge­hirnhälfte aus. Als man 1 Woche später die Hippocampusregion [Hippocampus = medial gelegener Teil des Großhirns mit der Funktion einer zentralen Schaltstelle] nach geschädigten und abgestorbenen Gehirnzel­len untersuchte, stellte man einen erheblich geringeren Verlust bei der Gruppe fest, die die Heidelbeer-Diät erhalten hatten.

Es folgte eine in vitro-Studie zur Bestimmung, welche Polyphenole für diesen speziellen Schutzeffekt verantwortlich sind. Dazu wurden isolierte Nervenzellen in vitro einem simulierten Schlaganfall ausgesetzt, indem man ihnen die Versor­gung mit Sauerstoff und Glukose entzog. Es zeigte sich ein schützender Effekt von Heidelbeer-Polyphenolen. Interessanterwei­se war der Schutzeffekt größer, wenn man die Nervenzellen statt mit purem Heidelbeer-Anthocyan oder nur proanthocyani­den Polyphenolen mit einer Mischung von Heidelbeer-Phenolen behandelte [Von Flavo­noiden und Anthocyanen sind etwa 5.000 verschiedene Verbindungen bekannt. Eine biologische Vorstufe der Anthocyane sind die Proanthocyanidine]. Dieses Resultat deutet darauf hin, dass der größtmögli­che Gesundheitswert aus dem Verzehr der ganzen Beere anstelle einzelner isolierter Komponenten hervorgeht.

Andere in vitro-Versuche haben gezeigt, dass Heidelbeerinhaltsstoffe oxidativen Stress bekämpfen, entzündungshem­mend wirken und sogar gewissen Anti­Krebs-Effekt aufweisen. Oxidativer Stress und Entzündungen sind maßgebliche Fak­toren für Entstehung und Auswirkungen bestimmter Krankheiten wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verschiede­ne Krebsarten, Alzheimer und Parkinson, Darmentzündungen, rheumatische Arthri­tis, Diabetes und anderen.

Es ist jedoch noch wenig bekannt, auf wel­che Art und Weise genau Heidelbeer-Phe­nole über den Verdauungsweg absorbiert und dann dem Körper zur Verfügung ge­stellt werden können. Daher ist es immer noch schwierig, aus den Ergebnissen der in vitro-Versuche Schlussfolgerungen über de­ren tatsächliche Bedeutung zu ziehen.

Chemische und in vitro-Analysen haben gezeigt, dass Heidelbeeren teilweise iden­tische Proanthocyanidine enthalten wie Cranberries [Cranberry = Vaccinium ma­crocarpon, Verwandte der Heidelbeere]. Diesen wird eine heilende Wirkung im Harnwegstrakt zugeschrieben. Bestimmte Proanthocyanidine sind in der Lage, das ,Andocken‘ von Bakterien an den Harn­wegswänden zu verhindern und verrin­gern dadurch das Risiko von Harnwegs­infektionen. Solche ,Anti-Haft-Wirkung beeinflusst auch andere Infektionen, die mit einer vermehrten Entwicklung von Bakterien einhergehen.

Es existieren gegenwärtig keine in vivo­Studien zur Erforschung des Einflusses von Heidelbeeren auf die Harnwegsgesundheit, man darf aber in naher Zukunft wohl da­mit rechnen.

Die hohe antioxidantische Kapazität von Heidelbeeren im Vergleich zu anderer) handelsüblichen Obst- und Gemüsear­ten beruht auf ihrem hohen Gehalt an Polyphenolen Antioxidantien. Heidelbee­ren sind außerdem Quelle eines anderen wichtigen Antioxidants, des Vitamin C. Die Gartenbauforschung hat mit Hilfe der ORAC-Messmethode [ORAL= Oxygen Ra­dical Absorbence Capacity] gezeigt, dass der Gehalt an Polyphenolen und die an­tioxidantische Kapazität von Heidelbeeren mehr durch ihre Genetik als durch Um­weltbedingungen bestimmt werden.

Für die nächsten Jahre stellen sich viele sehr wichtige Fragen, beispielsweise zur digestiven Absorption oder dem Einfluss in vivo von Heidelbeer-Polyphenolen auf die menschliche Gesundheit. […] Bis es soweit ist, sollte der Obst­bau unablässig den Verzehr jeder Art von Obst und Gemüse propagieren, besonders wenn sie farbintensiv sind, und vor allem natürlich Heidelbeeren.“

Geschrieben von: Dr. Wilhelmina Kalt, Agriculture and Agri-Food Canada, Kentville, Nova Scotia, Canada B4N1J5, kaltw@agr.gc.ca

Aus diesem Grund legen wir Wert auf einen naturnahen Anbau, um die Heidelbeere auch mit allen natürlichen Mikronährstoffe zu versorgen, die dann an den glücklichen Menschen weitergegeben werden, welcher sich an Ihrem Genuss erfreut. Egal ob frisch gepflückt, erntefrisch tiefgefroren, 1,25 kg gepresst zu 1 Liter 100% Saft oder in der leckeren Marmelade. Die Heidelbeere ist eine Powerfrucht, die viel zu ihrer Gesundheit beitragen kann (…wenn Sie sie lassen und nicht zur Schokolade greifen 😉 )

Ganz nach dem Motto eines amerikanischen Präsidenten: Gesundheit first !

Referenzen:

1.  U.S. Department of Agriculture, Agricultural Research Serv­ice. 2004. USDA Nutrient Database for Standard Reference, Release 17. Nutrient Data Laboratory Home Page. www.nal.usda.gov/fnic/foodcomp.

2.  Galli, R. L., B. Shukitt-Haie, K. A. Youdim, and J. A. Joseph. 2002. Fruit polyphenolics and brain aging. Nutritional interven­tions targeting age-related neuronal and behavioral deficits. Annals of the New York Academy of Science 959: 128-132.

3.  Sweeney, M., W. Kalt, S. L. MacKinnon, J. Ashby, and K T. Gottschall-Pass. 2002. Feeding rats diets enriched in lowbush blueberries for six weeks decreases ischemia-induced brain damage. Nutritional Neuroscience 5: 427-431